Ukrainische Geflüchtete gegen den Fachkräftemangel
Qualifikation
Ein Problem ist natürlich die Sprachbarriere: nur 13 Prozent der Ukrainer können deutsch.3 Englisch hingegen ist weiter verbreitet, sodass grundsätzliche Kommunikation möglich sein müsste. Ein anderes Hindernis ist unserer deutschen Bürokratie geschuldet: Bis die ukrainische Ausbildung (akademisch und beruflich) offiziell anerkannt wird, können mehrere Monate vergehen. Dabei braucht sich die fachliche Qualifikation der ukrainischen Geflüchteten hinter den deutschen Fachkräften nicht zu verstecken. Leider bringen nur die wenigsten Geflüchteten einen Nachweis für ihre Ausbildung aus ihrer zerbombten Heimat mit – und selbst ein einwandfreier Nachweis ist kein Garant für eine reibungslose Anerkennung der Qualifikation.
Als behelfsmäßige Lösung hat die Bundesregierung die sogenannte „Selbsteinschätzung“ eingeführt: Geflüchtete sollen selbst abschätzen, welchem deutschen Ausbildungsgrad sie entsprechen. Die einstellenden Unternehmen entscheiden selbst, ob sie diese Selbsteinschätzung anerkennen oder nicht. Für reglementierte Berufe (z.B. in der Pflege) ist diese Lösung jedoch grundsätzlich nicht möglich, weil man sie nur mit offizieller Qualifikation ausüben darf. Den Betroffenen bleibt nichts anderes übrig, als auf die Anerkennung ihrer Abschlüsse zu warten. Um trotzdem nicht von staatlichen Sozialleistungen leben zu müssen, nehmen viele Ukrainer zwischenzeitlich Jobs an, für die sie deutlich überqualifiziert sind, z.B. als Spülhilfe im Restaurant.
Rahmenbedingungen für den Einstieg
Ist die Hürde der Qualifikation erst einmal genommen, bleiben nur die mangelnden Deutschkenntnisse als Hemmnis. In einem international aufgestellten Unternehmen, wo ohnehin viel englisch gesprochen wird, könnten Geflüchtete schnell durchstarten, sofern sie gut englisch sprechen. Damit der neue Mitarbeiter besonders effizient deutsch lernt, bietet z.B. die Bundesagentur für Arbeit spezielle Berufssprachkurse mit Fokus auf einzelne Fachbereiche an.4
Wegen der allgemeinen Mobilmachung in der Ukraine besteht der Großteil der arbeitsfähigen Geflüchteten aus Frauen. Diese Zielgruppe erfordert zusätzliche Rahmenbedingungen. So muss z.B. der Nachwuchs während der Arbeitszeit betreut werden (z.B. Kita). Zudem beschränkt sich die Mobilität mancher Geflüchteter mangels Auto auf kurze Strecken bzw. öffentliche Verkehrsmittel.
Wie können Firmen die Geflüchteten rekrutieren?
Geflüchtete mit dem Wunsch nach einer Beschäftigung sind bei der Bundesagentur für Arbeit registriert und können in deren Datenbank gefunden werden. Auf der anderen Seite wurden mehrere Online-Portale eingerichtet, die Stellen speziell für ukrainische Geflüchtete anbieten. Die Stellenanzeigen auf diesen Portalen sollte man entsprechend der Zielgruppe in englisch oder ukrainisch verfassen.
Fazit
Es gibt für Unternehmen zwar die Möglichkeit, Fachkräfte aus der Gruppe der ukrainischen Geflüchteten zu rekrutieren, doch nicht alle Arbeitgeber erfüllen die speziellen Voraussetzungen. Auch nach der Einstellung einer ukrainischen Fachkraft kann die mangelnde Sprachkenntnis anfangs die Produktivität beeinträchtigen. Schlussendlich müssen Unternehmen abwägen: mit einem kurzfristig verfügbaren Ukrainer zeitweise Einbußen hinnehmen oder potentiell länger auf eine deutschsprachige Fachkraft warten?
Die Günter Stahl GmbH bietet Ihnen einen Mittelweg an: Wir evaluieren neben deutschen und internationalen Kandidaten auch ukrainische Geflüchtete, um den perfekt passenden Mitarbeiter für die Anforderungen unserer Kunden zu finden. So können sie freie Stellen zügig besetzen – bei minimalem Reibungsverlust.
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Quellen
- Business Insider: Wie durch deutsche Bürokratie ukrainische Fachkräfte in Billiglohn-Jobs gedrängt werden
- IHK: Ukrainische Geflüchtete als Fachkräfte gewinnen
- Focus Online: Warum Ukraine-Geflüchtete hierzulande so schwer Arbeit finden
- Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Deutsch für den Beruf
- Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Fachkräfteeinwanderungsgesetz
- Hessische Landesregierung: Zugang zum Arbeitsmarkt